Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sitzen im Publikum, die Präsentation startet. Der Präsentator, die Präsentatorin kommt nach vorne, begrüsst lustlos, stellt sich monoton vor, und … gähn.
Der erste Eindruck ist hochemotional.
Unser limbisches System entscheidet blitzschnell und unbewusst, ob wir die Person sympathisch finden oder nicht: Positiv – neutral – negativ.
Bevor jemand überhaupt den ersten Satz gesprochen hat, haben wir schon ein klares Gespür für die Verfassung in der sich die Person befindet. Unbewusst denken wir: “Was ist das für einer?” “Was bringt mir das?” “Wieder so ein Langweiler?” oder “Wow!”
Und jetzt diese Situation:
Sie sitzen in einem Café. Sie warten auf jemanden und haben deshalb den Eingang im Blickfeld. Plötzlich wird die Tür mit Schwung aufgerissen. Ein Mann mit einem langen schwarzen Mantel und einem feuerroten Seidenschal steht da. Er schnaubt und schaut sich mit zusammengekniffenen Augen im Café um. In der Hand hält er……
Das ist ein Auftritt! Wie können wir diesen ersten Eindruck möglichst positiv gestalten?
Vorbereitung ist alles
Nonverbale Äusserungen kommen überwiegend aus dem Unbewussten, und dieses ist um vieles schneller als das Bewusstsein. Also: Entscheiden Sie sich zuerst, welchen ersten Eindruck Sie auf Ihr Publikum machen wollen. Erst dann reissen Sie die Tür auf zu Ihrem Auftritt.
Denn – Kommunikation spielt sich immer auf 2 Ebenen ab: auf der Sachebene und auf der Beziehungsebene
Was hat grössere Bedeutung: Die Sachebene? Die Beziehungsebene? – Beides ist wichtig, aber die Reihenfolge ist entscheidend.
Fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus! Beginnen Sie nie ein Gespräch sogleich auf der Sachebene. Versuchen Sie einen „Draht“ zu finden zu Ihrem Gegenüber. Haben Sie Geduld. Unterschätzen Sie nicht das Plaudern, den Small Talk. Damit schaffen Sie erst einmal Sympathie und Vertrauen.
So WIE Sie als Mensch, als GesprächspartnerIn enpfunden und wahrgenommen werden, wird auch empfunden und wahrgenommen WAS sie zu sagen haben. Mag man Sie, dann haben Sie grosse Chancen, dass man auch das mag was sie mitteilen, anbieten oder verkaufen wollen.
Denn: Hirnforschung zeigt, dass der Mandelkern (Amygdala, nebst dem Stammhirn und dem Hypocampus eine der ältesten Regionen im menschlichen Gehirn) bei diesen Vorgängen die entscheidende Rolle spielt. Bei den Zuhörenden und Zuschauenden wird dort innerhalb von Mikrosekunden entschieden, ob Sie ihnen sympathisch sind oder nicht. Und wie gesagt, haben Sie es einfacher, wenn Sie als sympathisch taxierte Person mit Ihrer Rede beginnen können.
Ein visuelles Signal gelangt also von der Retina zuerst zum Thalamus, wo es in die Sprache des Gehirns übersetzt wird. Der grösste Teil der Botschaft geht dann zum visuellen Kortex, wo diese analysiert und auf ihre Bedeutung und Reaktionsangemessenheit hin abgeschätzt wird. Ist diese Reaktion emotional, dann läuft ein Signal zum Mandelkern und aktiviert die emotionalen Zentren. Ein kleinerer Anteil des ursprünglichen Signals gelangt aber vom Thalamus direkt zum Mandelkern. Diese Transmission erfolgt schneller und erlaubt eine raschere (wenn auch weniger genaue) Reaktion. Auf diese Weise kann der Mandelkern eine Reaktion auslösen, noch bevor die kortikalen Zentren ganz verstanden haben, was vor sich geht.
Gibt es ein Rezept?
Ja!
- Treten Sie Ihren Zuhörern mit Respekt und Wertschätzung entgegen
- Begegnen Sie Ihrem Publikum auf Augenhöhe
- Starten Sie mit freier Rede – wie bei einem lockeren Gespräch unter Freunden
- Streben Sie keine rhetorische Perfektion an
- Lächeln Sie
Und überlegen Sie sich, WANN Ihre Präsentation beginnt, WANN der erste Eindruck passiert. Nämlich dann, wenn man Sie zum ersten mal sieht. Das kann im Zug sein, an der Kaffeemaschine, wenn Ihr Publikum den Raum betritt – wenn Sie zum ersten Mal sicht- und hörbar sind.
Unterschätzen Sie diesen Moment nicht. Hier entscheidet sich, wie gut und wie gern Ihr Publikum Ihnen danach zuhören wird.